Was ist Resilienz?

Der Begriff Resilienz ist aus dem englischen Wort „resilience“ abgeleitet und kann als Spannkraft, Widerstandsfähigkeit und Elastizität übersetzt werden (vgl. Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014).

Aus der technischen Perspektive betrachtet bedeutet „resilience“ die Eigenschaft von Werkstoffen, nach starken Verformungen die ursprüngliche Gestalt wieder anzunehmen (vgl. Rutter, 1990). In der lateinischen Sprache wird unter „resilire“ „wieder hineinspringen“ verstanden. In der Fachliteratur wird Resilienz oft als psychische Widerstandsfähigkeit bezeichnet. Die Resilienz bezieht sich auf das Phänomen, dass es Personen gibt, welche trotz biologischer, psychologischer oder sozialer Entwicklungsrisiken eine gesunde Anpassungsfähigkeit an widrige Lebensumstände aufweisen. Diese Personen zeigen trotz der erfahrenen Risiken einen grossen Grad an Widerstandsfähigkeit (vgl. Zander, 2010).

Zwei Bedingungen

Resilienz ist keine Persönlichkeitseigenschaft, sondern nach Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse (2014) immer an zwei Bedingungen geknüpft:

1. Es besteht eine Risikosituation.

2. Das Individuum bewältigt diese positiv aufgrund vorhandener Fähigkeiten.

Resilienz ist situationsspezifisch

Die Resilienz ist situationsspezifisch und kann nicht automatisch auf andere Lebens- oder Kompetenzbereiche übertragen werden. Dies bedeutet, dass ein Kind beispielsweise hinsichtlich sozialen Kontakten ein resilientes Verhalten aufweist jedoch in den schulischen Leistungen ein nicht resilientes Verhalten zeigt. Dies zeigt, aus welcher Komplexität dieser Forschungsgegenstand besteht und wie viele methodische Zugänge möglich sind (vgl. Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014).

Zwei Phänomene

Die Resilienz ist ein dynamischer Prozess zwischen Kind und Umwelt. Das Individuum erhält nach heutiger Ansicht eine aktive Rolle wie es mit Stress- und Risikosituationen umgeht. Nach Wustmann (2016) können zwei grundlegende Phänomene des Resilienzkonzepts aufgezeigt werden: den Erhalt der kindlichen Funktionsfähigkeit und die Wiederherstellung der normalen kindlichen Funktionsfähigkeit bei traumatischen Erlebnissen. Damit ist die Bewältigung von altersspezifischen Entwicklungsaufgaben gemeint. In diesen Entwicklungsaufgaben erwerben die Kinder Kompetenzen und Fähigkeiten, welche für eine positive Entwicklung benötigt werden. Wustmann (2016) meint: „Wird eine solche altersspezifische Entwicklungsaufgabe erfolgreich bewältigt, stabilisiert sich die Persönlichkeit des Kindes und es lernt, Veränderungen und Stresssituationen als Herausforderung zu begreifen“ (S. 20).

Frühzeitige Förderung

Die Wurzeln für viele Verhaltensauffälligkeiten liegen in der Kindheit. Die Erfahrungen des Kindes spielen mit den biologischen Bedingungen und den Risiko- und Schutzfaktoren zusammen. Wenn die Resilienz möglichst früh mittels präventiven Hilfen für Kind und Eltern gestärkt wird, kann die Verfestigung von möglichen Verhaltensauffälligkeiten verhindert werden. Durch frühzeitige vorbeugende Massnahmen können Fehlentwicklungen verhindert oder zumindest abgeschwächt werden (vgl. Fröhlich-Gildhoff & Rönnau-Böse, 2014).

Das Rahmenmodell der Resilienz (Kumpfer; zitiert nach Wustmann, 2016) bietet eine anschauliche Darstellung der wichtigsten Einflussfaktoren.

PDF-Dateil „Rahmenmodel der Resilienz“ (257 KB)